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Ostern auf Französisch

Ostern – für viele deutschsprachige Familien ein fester Termin im Jahreskreis, der Kindheitserinnerungen an Schokolade, Frühlingsblumen und natürlich an den Osterhasen weckt. Doch wie sieht das eigentlich auf der anderen Seite des Rheins aus? Wie feiern französische Familien das Osterfest – Pâques? Und vor allem: Existiert der Osterhase in Frankreich überhaupt?

Als Übersetzerin mit Schwerpunkt Deutsch-Französisch liebe ich es, kulturelle Unterschiede zu entdecken – und genau deshalb nehme ich Sie in meinem Blog mit auf eine kleine Reise durch das französische Jahr. Heute: Ostern!


Wer bringt in Frankreich die Ostereier?

In Deutschland hoppelt der Osterhase durch Gärten und Wohnungen und versteckt eifrig bunte Eier. In Frankreich ist das anders. Dort bringen die cloches de Pâques – die „Osterglocken“ – die Schokoladeneier. Ja, richtig gelesen: Glocken!

Laut französischer Tradition fliegen die Kirchenglocken am Karfreitag (Vendredi saint) nach Rom – und kehren erst am Ostersonntag zurück, beladen mit Süßigkeiten und Geschenken. Wenn sie über Frankreich hinwegfliegen, lassen sie diese als Überraschung in die Gärten fallen – sehr zur Freude der Kinder.

Und was ist mit dem Osterhasen?

Den klassischen „deutschen“ Osterhasen kennt man in Frankreich auch – aber er spielt eine deutlich geringere Rolle. In einigen Regionen in der Nähe der deutsch-französischen Grenze, vor allem im Elsass und in Teilen Lothringens, ist der Osterhase stark vertreten. Insgesamt bleiben in Frankreich aber die fliegenden Glocken die Hauptakteure.


Kulinarisches rund um Ostern

Wie in Deutschland ist auch in Frankreich das Osterfest ein kulinarisches Highlight. Traditionell gibt es oft Lammbraten – le gigot d’agneau – mit grünen Bohnen oder Kartoffeln. Auch Schokolade spielt eine große Rolle, doch die Formen unterscheiden sich: In den französischen Pâtisserien und Supermärkten findet man nicht nur Schokohasen und Ostereier, sondern auch Fische aus Schokolade (fritures de Pâques), Schokohennen (poules de Pâques) – und natürlich Glocken.


Fazit: Ein Fest, zwei Kulturen

Während in Deutschland der Hase hoppelt, klingen in Frankreich also die Glocken – und beide Bräuche haben ihren ganz eigenen Zauber. Für uns in der Übersetzungswelt ist genau dieser kulturelle Reichtum das Spannende – und der Grund, aus dem wir unsere Arbeit lieben. In diesem Sinne: Joyeuses Pâques – frohe Ostern!

Ein kleiner Post, ein großer Schritt.

Ich bin jetzt Mitglied im Verband der Konferenzdolmetscher.

Seit diesem Monat bin ich Junior-Mitglied im Verband der Konferenzdolmetscher (VKD) im BDÜ e.V. – dem größten deutschen Berufsverband für Konferenzdolmetscher:innen.
Der VKD steht für höchste Qualitätsstandards beim Dolmetschen und besteht ausschließlich aus ausgebildeten Konferenzdolmetscher:innen. Besonders freue ich mich auf den fachlichen Austausch und das Netzwerken – denn Dolmetschen ist Teamarbeit, auch jenseits der Kabine.

Was ich am Dolmetschen und Übersetzen so liebe?

Dass man neue Orte entdecken kann. Das hier war der Blick aus dem Konferenzsaal bei einem Dolmetscheinsatz. Aber mein Leben ist nicht immer so glamourös. Oft sitze ich einfach nur am Schreibtisch und übersetze. Und trotzdem entdecke ich dabei so viel Neues: verschiedene Rechtsgebiete, diverse Wirtschaftsfelder und natürlich die Wunderwelt der Technik.

Was waren Eure schönsten Entdeckungen in letzter Zeit?

Aperçu de l’image

What I love most about interpreting and translating?

That you can discover new places. This was the view from the conference hall during an interpreting assignment. But my life is not always so glamorous. Often I just sit at my desk, translating. And yet I discover so many new things in the process: different fields of law, various economic sectors and, of course, the wonderful world of technology.

What have been your favourite discoveries recently?

Wir dolmetschen für Sie.

Meine erste Jahresmitgliederversammlung als Mitglied im Verband der Konferenzdolmetscher. Bei der Ankunft in Freiburg fühlten wir uns nicht nur durch dieses Plakat willkommen geheißen, sondern vor allem durch über 200 tolle Kolleg:innen.

My first annual members‘ meeting as a participant in the mentoring programme of the German Association of Conference Interpreters. Upon our arrival in Freiburg, we felt welcomed not only by this poster, but above all by over 200 great colleagues.

Besser spät als nie — mieux vaut tard que jamais

Auf meine alten Tage bin ich tatsächlich noch mal zur Studentin geworden! Ich habe meinen Master im Konferenzdolmetschen am ftsk Germersheim diesen Sommer erfolgreich abgeschlossen. Hiermit erkläre ich also, im 56. Semester, mein Studium offiziell für beendet!

Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:150426-Germersheim-01.jpg

Eines der wichtigsten Tools des Spracharbeiters: das Dingsda.

Warum ausgerechnet die sonst so wortgewandten Dolmetscher eines der wichtigsten Tools im Dolmetschalltag Dingsda genannt haben? Ich weiß es nicht. Aber tatsächlich ist die tragbare Dolmetschanlage in mehreren Sprachen unter dem französischen Wort für Dingsda bekannt, bidule.

Heute kann ich stolz sagen: Didion Übersetzungen besitzt jetzt ein Dingsda – bekannt übrigens weiterhin unter den treffenderen, wenn auch weniger charmanten Bezeichnungen Personenführungsanlage, PFA oder Flüsteranlage.

Die Personanführungsanlage zu Coronazeiten

Eine Tourguide-Anlage besteht aus einem Mikro mit Sender und einem oder mehreren Empfängern mit Kopfhörern. Beim Gerichtsdolmetschen in Coronazeiten haben Personenführungsanlagen daher einen unschlagbaren Vorteil: Es kann problemlos unter Einhaltung der Abstandsregeln gedolmetscht werden. Der Dolmetscher spricht in das Mikrofon und die Person, für die gedolmetscht wird, hört die Verdolmetschung über Kopfhörer.

Die „klassische“ Dolmetschtechnik beim Gerichtsdolmetschen ist hingegen das sogenannte Flüsterdolmetschen (auch Chuchotage von frz. chuchoter, flüstern). Der Name ist hier Programm:In Coronazeiten: Dolmetschen mit PFA. Der Dolmetscher sitzt sehr nahe bei der Person, für die er arbeitet, und „flüstert“ ihr das Gesagte simultan zu. Wie man sich vorstellen kann, ist diese Dolmetschtechnik mit den aktuell gültigen Abstandsregeln nicht vereinbar. Momentan sitzt der Dolmetscher also mit einem Abstand von mindestens 1,5 Metern neben der Person und spricht in Zimmerlautstärke. Was leider zu einem akustischen Tohuwabohu im Gerichtssaal führen kann. Eine andere Lösung sind Trennwände, aber sie „verschlucken“ akustisch einen Teil des Gesagten, sodass der Dolmetscher wiederum lauter sprechen muss.

Will man sowohl Abstand als auch Akustik berücksichtigen, braucht man es also: das Dingsda.

Und nach Corona?

Auch nach Coronazeiten kann eine PFA nützlich sein: Wenn für mehrere Beteiligte gedolmetscht werden soll, wird es mit dem Flüstern auch schwierig. Hier hilft ebenfalls eine Bidule mit mehreren Kopfhörern weiter.

Ein weiteres Einsatzfeld für Flüsteranlagen ist das Dolmetschen bei Mitarbeiterschulungen in der Fertigung. Sollen Mitarbeiter aus dem Ausland im Mutterunternehmen an Maschinen geschult werden, werden sie dabei oft von einem Dolmetscher unterstützt. Der ohne PFA immer direkt neben dem Mitarbeiter stehen muss, ob in der Rohkarosserie oder mit dem Kopf in der Funkenerodiermaschine. Die Personenführungsanlage ermöglicht dem Dolmetscher, sich voll auf die Arbeit zu konzentrieren, ohne „seinem“ Teilnehmer wie ein Schatten folgen zu müssen.

 Sind Sie neugierig auf das Dingsda geworden? Ich kann die Anlage gerne zu zukünftigen Einsätzen mitbringen, ob bei Gericht oder in der Produktion. Selbstverständlich desinfiziere ich die Kopfhörer vor und nach jedem Einsatz gründlich mit Sagrotan.

Neu im Werkzeugkasten: AnyCount

Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden, und nicht alles, was gezählt werden kann, zählt.

Mit diesem Einstein zugeschriebenen Zitat wirbt das Unternehmen AIT für seine Software AnyCount: ein Tool, das zu fast jedem Dateiformat die Anzahl der darin enthaltenen Wörter ermittelt. Und „fast jedes Dateiformat“ bedeutet hier tatsächlich fast jedes Dateiformat, von PDF über PowerPoint bis hin zu exotischeren Formaten wie BMP oder PNG.

Im Rahmen der GroupBuy-Aktion des BDÜ habe ich mir dieses Universalgenie zugelegt – denn wenn es darum geht, den Preis einer Übersetzung zu bestimmen, zählt eben doch, was gezählt werden kann.

https://www.anycount.com/

Schnell und charmant: der Glossary Converter

Die Aufgabe: ein Excel-Glossar in MultiTerm konvertieren.

Die Lösung: der Glossary Converter!

Googeln hilft. Und der Glossary Converter auch.

Vorausgegangen war ein stundenlanges Experimentieren mit SDL MultiTerm Convert, dem Tool, das SDL eigentlich zu diesem Zweck entworfen hat. Ich habe auch schon erfolgreich damit gearbeitet: bei kleineren Glossaren. Doch mein Glossar zur französischen Rechtssterminolgie, das inzwischen rund 600 Einträge und ellenlange Definitionen umfasst, brachte SDL MultiTerm Convert zum Absturz. Bei jedem Versuch. Und ich unternahm viele. Nach dem ersten Fehlversuch wartete ich erst mal die Installation meiner neuen SSD-Karte ab. Doch auch die half nichts. Dann unterteilte ich das Glossar in kleinere Glossare, und dann in noch kleinere. Ohne Erfolg. In einem Forum fand ich den Tipp, die Tabelle solle möglichst keine leeren Felder enthalten. Also befüllte ich die Felder der „unübersetzbaren Begriffe“ einfach mit dem Originalbegriff. Auch diese Fleißarbeit war nicht von Erfolg gekrönt.

Und dann tat ich das, was ich schon viel früher hätte tun sollen. Ich googelte. Probleme Excel MultiTerm. Und stieß auf ein Tool, das von einem Anwender entworfen wurde: den Glossary Converter. Den lädt man sich schnell herunter und zieht dann die zu konvertierende Datei auf das Logo am Desktop. Einfacher geht’s nicht. In einer Minute war mein Glossar konvertiert.

Zu finden ist das Tool auf der privaten Website des Entwicklers: https://www.cerebus.de/. Neben Infos zu einem Computerspiel für den C64, einem Tool, mit dem man die Bildschirmuhr nach dem Vorbild der Lieblingsarmbanduhr gestalten kann, und Auszügen aus dem legendären Comic Cerebus.

Auch über die SDL-Website bekommt man den Glossary Converter: https://appstore.rws.com/language/app/glossary-converter/195/. Wenn ich das richtig sehe, haben sie den Programmierer inzwischen eingestellt, eine kluge Entscheidung. Ich habe mir meinen Converter trotzdem von https://www.cerebus.de/ geholt, da diese Seite einfach mehr Charme hat. Und hey, wann war der Download eines Trados-Tools schon mal ein Erlebnis?

Keine Lust, vor dem Wahllokal Schlange zu stehen? Dann stellen Sie sich vor, Sie wären Franzose.

Keine Lust, vor dem Wahllokal Schlange zu stehen? Dann stellen Sie sich vor, Sie wären Franzose. In diesem Fall müssten Sie im Wahljahr nämlich viermal zur Urne. Wenn Sie also das Gefühl hatten, 2017 wurde ununterbrochen über die Wahlen in Frankreich berichtet – dann hat sie dieses Gefühl nicht getrogen. Doch weshalb brauchen unsere französischen Nachbarn vier Wahlgänge und wir nur einen?

Einen zusätzlichen Urnengang benötigen die Franzosen allein deshalb, weil in Frankreich Staatschef und Parlament getrennt gewählt werden. Hier „sparen“ wir in Deutschland schon mal einen Wahlgang ein: In Deutschland wählen wir den Bundestag, und dieser wählt den Bundeskanzler. In Frankreich wurde 1962 per Referendum entschieden, dass der Staatspräsident vom Volk direkt gewählt wird. Initiiert wurde diese Abstimmung von Charles de Gaulle. Für ihn war die Präsidentschaftswahl laut dem berühmten ihm zugeschriebenen Zitat la rencontre d’un homme et d’un peuple: die Begegnung zwischen einem Mann und einem Volk.

Dieses Zitat umreißt den großen Vorteil, den die Direktwahl für den Präsidenten hat: Er ist ganz klar – eben direkt – durch das Volk legitimiert. Doch auch für den Wähler hat das System der separaten Wahlen Vorteile: Er kann zwischen Partei und Präsidentschaftskandidat trennen. Wer bei uns SPD wählt, wählt Schulz. Wer Merkel wählen will, muss CDU wählen. Ein großer Nachteil des französischen Systems war lange Zeit das Auftreten von Cohabitations. Gehört der Präsident einer anderen Partei an als die Parlamentsmehrheit, und das ist bei diesem System möglich, können sich die beiden Institutionen äußerst erfolgreich blockieren. Früher fanden die Parlamentswahlen alle 5 Jahre statt, die zum Präsidentenamt alle 7 Jahre. Und in zwei Jahren konnte sich der Wählerwille schon mal ordentlich drehen. Inzwischen hat man das Risiko einer Cohabitation minimiert, indem man den Rhythmus der Präsidentschaftswahl auch auf 5 Jahre festlegte. Die „Nebenwirkung“: Jedes Wahljahr wird zum Superwahljahr, in dem Präsident und Nationalversammlung gewählt werden müssen.

Wie werden aus diesen beiden Wahlen nun vier? Ganz einfach: Für beide Wahlen werden je zwei Durchgänge benötigt.

Der Präsident muss durch eine absolute Mehrheit legitimiert werden, und die hat noch kein Kandidat im ersten Wahldurchgang erreicht. Deshalb wird als zweiter Schritt eine Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen durchgeführt.

Auch die Wahlen zur Nationalversammlungen bestehen aus zwei Runden. Denn auch bei dieser Wahl wählen die Franzosen keine Parteien, sondern Personen. In Deutschland haben wir ja ein Verhältniswahlrecht: Jede Partei erhält so viel Sitze, wie es ihrem Anteil an den Stimmen entspricht (wenn sie die Fünf-Prozent-Hürde geknackt hat). Dafür brauchen wir nur einen Wahldurchgang. In Frankreich jedoch gilt ein Mehrheitswahlrecht. Das Land ist in 557 Wahlkreise unterteilt, jeder Wahlkreis entsendet einen Abgeordneten. Jetzt wäre es theoretisch möglich, einfach nur einen Durchgang zu veranstalten und den Kandidaten, der dabei die meisten Stimmen bekommt, in das Parlament zu entsenden. So laufen beispielsweise die Wahlen zum britischen Unterhaus ab. Doch in Frankreich gewinnt im ersten Durchgang auch bei den Parlamentswahlen nur ein Kandidat, der die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereint. Das kommt vor – aber selten. Deshalb gibt es in den meisten Wahlkreisen eine zweite Runde, in die alle Kandidaten einziehen, denen im ersten Wahlgang mindestens 12,5 % der eingeschriebenen Wähler ihre Stimme gegeben haben. Anders als bei den Präsidentschaftswahlen kann der Wähler im „second tour“ der Parlamentswahlen also eventuell zwischen mehr als zwei Kandidaten entscheiden; der Kandidat mit der relativen Mehrheit zieht dann in die Assemblée Nationale ein.

Das Mehrheitswahlrecht hat den Vor- und Nachteil, dass die stärksten Parteien überproportional viele Sitze erhalten. Deshalb standen sich auf der politischen Bühne unseres Nachbarlands bisher vor allem die beiden Volksparteien gegenüber, die Sozialisten und die Konservativen, oder einfach: la gauche et la droite. Da überrascht es nicht, dass sich die meisten Franzosen einem der beiden Lager zuordnen können: Sie können ganz klar sagen, ob sie de gauche oder de droite sind. Für eine kleinere Partei erschien es bisher unmöglich, die Mehrheit im Parlament zu erlangen, bis Macron des Unmögliche gelang: Mit seiner erst vor Kurzem gegründeten Partei La République en Marche eroberte er nicht nur das Präsidentenamt, sondern auch die Mehrheit der Parlamentssitze. Ein politisches jamais vu.

Der sicher geringste Nachteil des Mehrheitswahlrechts betrifft die Sonntage der Franzosen. Davon müssen sie folglich insgesamt vier opfern, möchten sie ihren Bürgerpflichten nachkommen. In Zeiten immer größerer Politikverdrossenheit mag das dazu beitragen, dass die Wahlbeteiligung in den Keller geht. Im ersten tour der Parlamentswahlen stimmten 2017 nicht einmal die Hälfte der Franzosen ab. Und im zweiten Wahlgang erreichte die Wahlbeteiligung ein trauriges Rekordtief von 43 Prozent.

Wir in Deutschland dagegen müssen nur einmal den Gang ins Wahllokal antreten. Das ist zu schaffen, und wenn das sonnige Herbstwetter auch noch so günstig für einen Ganztagesausflug wäre. Und, was noch viel wichtiger ist: Wir dürfen diesen Gang frei antreten. Für die Bürger vieler anderer Länder gilt das nicht. Deshalb hoffe ich, dass wir am Sonntag nicht ein Rekordtief, sondern vielleicht sogar ein Rekordhoch der Wahlbeteiligung erleben werden.